Die Sustainable Development Goals des Vereinten Nationen
Das neue Jahr beginnt bald, und viele machen sich Gedanken über gute Vorsätze. Dabei geht es nicht nur um die Frage, welche Vorsätze sind für mich sinnvoll? Sondern auch darum, ob ich überhaupt Vorsätze fürs neue Jahr haben will.
Wir nehmen uns fürs nächste Jahr die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) vor und möchten unser Handeln zukünftig noch stärker daran ausrichten. In einer Post-Serie, die am 1. Januar 2020 startet, möchten wir euch mit diesen 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen vertraut machen.
Zum Auftakt haben wir unseren Experten zum Thema Nachhaltigkeit, Maximilian Begovic (ehemals Nachhaltigkeitsreferent bei der BKK ProVita) interviewt, um mehr über die 17 SDGs und auch seinen persönlichen Umgang damit zu erfahren.
Maxi, anstelle persönlicher guter Vorsätze wollen wir uns 2020 die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung vorknöpfen. Was ist das eigentlich, und wie lange gibt es sie schon?
Maximilian Begovic: Die Idee kam ursprünglich aus Kolumbien. Paula Caballero – damals Direktorin für wirtschaftliche, soziale und Umweltangelegenheiten im kolumbianischen Außenministerium – hatte den Ansatz, dass es allgemeingültige Ziele sowohl für Entwicklungsländer als auch für Industrieländer geben muss, die für alle Ebenen, von den Regierungen bis zum einzelnen Bürger, gelten.
Darauf basierend wurden die Millennium Development Goals, die sogenannten MDGs, entwickelt. Die MDGs waren 8 Ziele für Entwicklungsländer, um die größten Herausforderungen, wie bspw. die Reduzierung von extremer Armut und Hunger oder die Senkung der Kindersterblichkeit, im Zeitraum von 2000 bis 2015 zu adressieren. So konnte man zum Beispiel die Armut in Asien und Nordafrika erfolgreich mindern. Die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren konnte leider „nur“ halbiert werden.
Als Weiterentwicklung der MDGs sind die Sustainable Development Goals (SDGs) entstanden. Sie setzen sich aus 17 Zielen mit 169 Unterzielen zusammen, die ein Rahmenwerk für nachhaltige Entwicklung bilden. Diese sollen im Zeitraum von 2015 bis 2030 umgesetzt werden.
Die 17 Ziele wurden von den Vereinten Nationen verabschiedet und geben jedem einzelnen einen Aufgabenkatalog der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit.
Woran liegt es deiner Einschätzung nach, dass bisher nicht schon mehr umgesetzt wurde?
Auch wenn sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verständigt hat, die SDGs zu erreichen, ist dies rechtlich nicht bindend und unterliegt der Souveränität der einzelnen Staaten. Jedes Land verfolgt seine eigene Agenda. Und das ist es, was internationale Politik, insbesondere bei so großen gemeinsamen Herausforderungen wie Maßnahmen zum Klimaschutz, so schwierig gestaltet.
Unsere Gesellschaft hat meines Erachtens noch nicht wirklich realisiert, wie groß die Herausforderungen wirklich sind, vor denen wir aktuell stehen. Es gibt festgefahrene Strukturen und Angst vor disruptiven Veränderungen. Von der Wirtschaft können wir diesen Wandel nicht erwarten – die produziert, was nachgefragt wird. Aber die Nachfrage kann jeder Einzelne von uns beeinflussen.
Du arbeitest als Nachhaltigkeits-Referent für eine gesetzliche Krankenkasse, deren Kernthema folglich „Gesundheit“ ist. Wo genau siehst du den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Gesundheit?
Einfach ausgedrückt liegt der Zusammenhang darin, dass wir für Gesundheit frische Luft zum Atmen, sauberes Trinkwasser, intakte Böden und gelingende Beziehungen brauchen. Durch unsere täglichen Entscheidungen – wie wir miteinander umgehen, wie wir uns fortbewegen, wie wir uns ernähren und was bzw. wie viel wir konsumieren – beeinflussen wir diesen Rahmen täglich.
Wir bei der BKK ProVita sind davon überzeugt, dass unser soziales und ökologisches Umfeld massiven Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Unsere individuelle Gesundheit ist also mit der Gesundheit unseres Planeten untrennbar verbunden. Das große Ziel muss daher sein: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten!
Für welche der 17 Ziele setzt du dich auch persönlich – also im privaten Umfeld – ein und wie gelingt dir das?
Bei meinem Beruf ist es natürlich schwer, nach Feierabend auch gedanklich den Stift fallenzulassen. Geht man nach den SDGs, ist z. B. Ziel 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ ein wichtiger Punkt. Ich versuche, sehr bewusst zu konsumieren: Vom Lebensmittel über das Kleidungsstück bis hin zum Strom achte ich sehr darauf, welchen Unternehmen ich mein Geld gebe.
Nebenberuflich arbeite ich noch als Dozent für Wirtschaftsethik an einer Hochschule und möchte meine Studierenden stets für bewusste Entscheidungen sensibilisieren. Das würde dann unter das SDG 4 „Hochwertige Bildung“ fallen.
Dazwischen gibt es noch viele andere Möglichkeiten, SDGs umzusetzen. Insgesamt versuche ich einfach, ein „guter Mensch“ zu sein, der sich für eine enkeltaugliche Zukunft einsetzt.
Und wie hältst du es mit den „klassischen“ Neujahrsvorsätzen? Hast du einen?
Neujahrsvorsätze nehme ich mir eigentlich nie vor. Ich versuche öfter als „nur“ jährlich über mich und mein Handeln nachzudenken. Was ich mir diesmal tatsächlich auf die Fahnen geschrieben habe, ist, meine Überzeugung noch konsequenter zu leben: Ich will im nächsten Jahr weniger mit dem Auto unterwegs sein. Und: Ich werde mein soziales Umfeld noch mehr mit meinen Themen beschallen – bis sie’s nicht mehr hören können!