Notfälle bei Kindern: richtig reagieren

Tipps und schnelle Hilfe bei Notfällen mit Kindern: So ist man auf den Ernstfall vorbereitet – jetzt mehr erfahren.

Notfälle bei Kindern entstehen meist durch Unfälle – wenn die Kleinen sich verbrühen, etwas Giftiges essen, allergisch reagieren oder einen Fremdkörper verschlucken. Wenn dein Kind in einer solchen Notlage ist, gilt es vor allem, schnell und ruhig zu handeln. Das funktioniert am besten, wenn du weißt, wie du helfen kannst, und alles Wichtige greifbar hast. Wir haben Tipps gesammelt, wie du Kindernotfällen vorbeugen kannst, und erklären, wie du dich im Ernstfall am besten verhalten solltest.

Im frühen Kindesalter finden Notfälle vor allem im häuslichen Bereich statt (rund 44 Prozent). Mit zunehmendem Alter und Mobilitätsradius können auch Spiel- und Sportplätze, Kita und Schule oder Verkehrswege zum Unfallort werden. Als zweite Ursache können plötzliche Erkrankungen wie Atemnot, Asthma, Krampfanfälle oder starke allergische Reaktionen einen Kindernotfall verursachen.

Besonderheiten bei Notfällen mit Kindern

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Körperbau und -funktionen unterscheiden sich von uns Großen: Beispielsweise ist ihre Luftröhre enger, das Atemvolumen geringer und die Zunge im Verhältnis größer – das begünstigt Atemnot, Ersticken oder Pseudokrupp. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum Körper schwerer, die Reaktionsfähigkeit noch nicht so ausgebildet, was bei Stürzen leicht zu Kopfverletzungen führen kann. Die Kleinsten erkunden die Welt mit dem Mund (Vergiftung/Verschlucken sind möglich), bekommen andere Krankheiten und reagieren anders, sie unterkühlen und dehydrieren schneller.

Notfällen mit Kindern vorbeugen

Verletzungen und Krankheiten gehören zur Kindheit wie Lachen und Spielen. Eltern und Betreuende können sie nicht immer verhindern. Doch sie können vorbeugen. Bei der Unfallprävention gilt es, das eigene Zuhause und die Umgebung mit den Augen und der Neugier des Kindes zu prüfen. Wir haben die wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen zusammengestellt:

  • Fenster-, Türen-, Treppen-, Steckdosen-, Schubladen- und Herdsicherung
  • Fixieren von Regalen und Schränken („tolle“ Klettergerüste)
  • keine Tischdecken, Schnüre, Kabel zum Runterziehen
  • Heißes außer Reichweite abstellen
  • Keine kleinen, verschluckbaren Teile oder Plastiktüten in greifbarer Nähe
  • Sicheres Verstauen von Reinigern, Medikamenten, Chemikalien, Alkohol, Zigaretten, Feuerzeugen etc.
  • Vor dem Möbel- und Spielzeugkauf informieren und auf ein altersgerechtes Angebot achten (Achtung bei Hochbetten oder sogenannten Lauflernhilfen)

Fünf Schritte, was im Notfall zu tun ist:

  1. Verschaffe dir zügig einen Überblick über das Geschehen. Rette dein Kind aus der akuten Gefahrensituation. Verhindere bei Bedarf, dass es zu weiteren Unfällen kommt.
  2. Beurteile den Gesundheitszustand des Kindes und drohende Gefahren. Sprich das Kind/Baby an, berühre es, aber schüttle es niemals! Ist es bei Bewusstsein und atmet es? Dann untersuche es rasch und ruhig auf Verletzungen – versuche, es zu beruhigen.
  3. Bei Bewusstlosigkeit und Herz-, Atemstillstand rufe laut um Hilfe und beginne sofort mit der Beatmung und Herzdruckmassage. Wenn du allein bist, führe diese eine Minute lang durch – dann sofort über den Notruf 112 Rettungsdienst anfordern. Sind mehrere Personen anwesend, kann parallel direkt jemand den Notruf wählen.
  4. So setzt du den Notruf richtig ab. Wähle 112, spricht deutlich und gib folgende Informationen durch – die 5 Ws:
    • Wo? Straße, Hausnummer, Stockwerk, Name am Klingelschild, Anfahrt zum Unfallort.
    • Was? Kurze Beschreibung, was passiert ist.
    • Wie viele? Zahl der Verletzten und unbedingt das Alter des Kindes angeben.
    • Welche? Art und Schwere der Verletzung(-en) beschreiben.
    • Warten. Beende den Notruf nicht von dir aus. Warte auf Anweisungen und frag nach Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn du nicht weißt, was du tun sollst.
  5. Frische dein Wissen in einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge und Kinder auf (z. B. bei Johanniter, ASB, Rotes Kreuz, Malteser). Beim DRK findest du eine Online- und Video-Anleitung zur korrekten Herz-Lungen-Wiederbelebung. Führe die Wiederbelebung fort, bis das Kind wieder atmet (dann stabile Seitenlage) oder bis der Rettungsdienst eintrifft. Bleib immer beim Kind!

Die wichtigsten Telefonnummern bei Kindernotfällen:

• Notrufnummer zur nächsten Rettungsleitstelle: 112
• Rufnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes: 116 117
Giftnotrufzentrale für die Region heraussuchen
• Nummer der kinderärztlichen Praxis
• Nummer der nächsten Klinikambulanz und/oder einer unfallärztlichen Praxis

Der Hausapotheken-Check

Folgende Medikamente (in altersgerechter Form) und Materialien solltest du immer in der Hausapotheke haben und nach dem Verfallsdatum erneuern:

  • eventuelle Notfallmedikamente, die dein Kind speziell benötigt (z. B. bei starken Allergien, Asthma oder Neigung zu Fieberkrämpfen)
  • fiebersenkende/schmerzstillende Zäpfchen, Saft oder Tabletten
  • abschwellende Nasentropfen (nur für den kurzzeitigen Gebrauch) oder Salzlösung (9 g Salz/1 l abgekochtes Wasser)
  • Wund- und Heilsalbe für kleinere Verletzungen
  • Zinkoxid-Salbe gegen einen wunden Po
  • Anti-Histamin-Gel gegen Sonnenbrand und Insektenstiche
  • digitales Fieberthermometer
  • Desinfektionsmittel zum Säubern von Wunden
  • Pflaster in verschiedenen Größen und Pflasterrolle
  • sterile Wundschnellverbände in verschiedenen Größen
  • Mullbinden, Brandwundauflage und Dreieckstuch
  • Verbandsschere, Pinzette, Pipette, Einmalhandschuhe
  • Wärmflasche
  • Taschenlampe (zur Prüfung der Pupillenreaktion nach Stürzen)

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Dieser Beitrag erschien zuerst in einer Kurzfassung in unserem MAGAZIN fürs LEBEN, Ausgabe 1/2024. Unser Mitgliedermagazin erscheint dreimal im Jahr und bietet dir viele spannende Themen. Jetzt die aktuelle Ausgabe online lesen!

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