Job mit Purpose, bitte!

Wie Arbeitnehmer:innen die Welt verändern wollen

Jobs mit Purpose sind „in“. Gesundheit, Fairness, Ressourcen-Rettung: Mit ihrer Philosophie ist die BKK ProVita nicht nur für Mitglieder attraktiv, die nachhaltig leben, sondern zieht auch gleichgesinnte Mitarbeitende an. Arbeit als reine Geldquelle – das reicht eben vielen nicht mehr. Auch im Business wächst das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit, Gerechtigkeit und Ökologie.

Und so zählen bei der Jobsuche oft Unternehmenskultur und soziale Verantwortung mehr als Karrieresprung und Kontostand. Was aber bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Welche Unternehmen tragen ernsthaft zu einer besseren Welt bei – und wie? Was bieten sie ihren Mitarbeiter:innen und wie finden Firmen und Arbeitnehmer:innen zueinander? Ein Report mit Fakten, Beispielen und Tipps.

Anhängerkupplungen, Dachboxen, Fahrradträger: Die Firma, für die Antje Häußler einst die Marketingabteilung leitete, ist auf Transportsysteme spezialisiert. „Eine Welt der Autoverrückten“, erzählt sie lachend. Irgendwann wollte sie etwas anderes: einen „Job mit Purpose“. Sie bewarb sich auf eine Stellenausschreibung der Volksbank Eisenberg. „Ich erwartete eine kühle Schalterhalle und etwas zugeknöpfte Mitarbeiter mit Aktenkoffern“, erinnert sich die 43-Jährige. „Doch im Vorstellungsgespräch merkte ich, dass diese Bank anders tickt. Menschlicher.“ Was Antje Häußler erst beim persönlichen Kennenlernen erfuhr: Es handelte sich um die Marketingleiter-Position bei der Volksbank-Tochter Ethikbank, der ersten ethisch-ökologischen Direktbank. „Die ging damals durch die Decke.“

„Ich kann mir keinen anderen Arbeitgeber mehr vorstellen“

Seitdem sind 15 Jahre vergangen, Antje Häußler ist immer noch dabei und kann sich keinen anderen Arbeitgeber mehr vorstellen. Längst ist die Ethikbank größer als ihr Mutterunternehmen; immer mehr Bankkunden möchten sicher sein, dass ihr Geld „sauber“ investiert wird. Kriegswaffen, Atomkraft, Kinderarbeit und Tierversuche sind nur einige Punkte auf der Tabu-Liste. Die Philosophie ihres Arbeitgebers beeinflusst direkt die Arbeit der Marketingleiterin. „Wir machen keine laute Werbung und planen absichtlich keine großen Budgets für Marketingausgaben. Das würde einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld unserer Kunden nicht gerecht werden“, erklärt die Liebhaberin regionaler Nahrungsmittel. „In einer klassischen Agentur würde ich jetzt wohl manches hinterfragen.“


Als ich drei Monate lang ausfiel, weil mein Sohn sehr krank war, sagte mir mein Chef, dass ich mir keine Sorgen um meinen Job machen müsse – die Kampagnen würden so lange auf Eis gelegt. Das hat mich sehr beeindruckt und eine Bindung zum Arbeitgeber hergestellt, die ich so nicht kannte.

Antje Häußler
Marketingleiterin EthikBank


„Durch eine Bekannte hatte ich von der veganfreundlichen, nachhaltigen und am Gemeinwohl orientierten BKK ProVita erfahren. Ich war sofort begeistert und habe als Finanzberater für nachhaltige Geldanlagen die Kasse in meine Kundenwelt aufgenommen. Später bin ich dann gerne von Essen nach Berlin gezogen, um dort den Vertrieb zu verantworten. Da ich selbst vegan lebe, fällt es mir sehr leicht, vegane Interessent:innen für uns zu gewinnen. Es ist schön zu wissen, dass vegan und nachhaltig lebende Menschen durch eine Mitgliedschaft und die Leistungen bei der BKK ProVita belohnt werden.“

Stephan Lampel
Fachwirt für Finanzberatung
Vertriebsbeauftragter für Berlin & Brandenburg  der BKK ProVita


Während Antje Häußler eher zufällig bei ihrem ethisch korrekten Arbeitgeber landete, zieht es heute immer mehr Bewerber:innen bewusst in Berufe, die mehr Sinnhaftigkeit bieten – „Jobs mit Purpose“ liegen voll im Trend. Das freut Annika Behrendt, Mit-Geschäftsführerin von Talents4Good. Die Personalagentur vermittelt Bewerber:innen ausschließlich in „Jobs mit Sinn und gesellschaftlichem Mehrwert“. Weil die Nachfrage ständig steigt, ist in den acht Jahren seit der Firmengründung die Mitarbeiterzahl von zwei auf 15 bis 20 gestiegen. Durch Corona erfahre der Trend nochmal zusätzlich Aufschwung, sagt Behrendt:

„Die Pandemie hat die Menschen auf das Wesentliche zurückgeworfen.“ Aber auch das Verhalten vieler Arbeitgeber habe zu dem Trend beigetragen: „Einige nutzen die Krise zum Stellenabbau.“ Generell seien es oft bestimmte Erfahrungen, die bei Menschen – quer durch die Altersgruppen – das Bedürfnis nach mehr Sinnhaftigkeit im Beruf weckten. „Mütter und Väter wollen zum Beispiel ein gutes Vorbild für ihre Kinder sein“, stellt Behrendt fest.

Job mit Purpose im Vertrieb gefunden

BKK-Vetriebsbeauftragter Stephan Lampel formuliert es so: „Meine Generation hat ausschlaggebend dafür gesorgt, dass die Welt so ist, wie sie ist – mit allen Vor- und Nachteilen. Meine Mission sehe ich darin, der Generation meiner Tochter sowie den nachfolgenden Generationen Lösungsmöglichkeiten für Umwelt- und soziale Probleme anzubieten.“


Auf der Suche nach dem Job mit Sinn? Wissenswertes von Annika Behrendt 

Annika Behrendt, Mit-Geschäftsführerin der Personalagentur Talents4Good. 
  • Auch in Non-Profit-Organisationen („3. Sektor“) wird ein breites Spektrum an klassischen Berufsbildern gebraucht, von Sachbearbeiter:innen bis zu IT-Fachkräften – aber auch spezifische Profile wie Fundraising. Finance-Spezialist:innen haben hier gute Chancen; dieser Bereich ist häufig noch unterbesetzt.
  • Offene Stellen werden selten in klassischen Jobbörsen ausgeschrieben, da die Budgets im 3. Sektor kleiner sind. Aber es gibt einige spezialisierte Jobportale, z.B. nachhaltigejobs.de oder – europaweit – goodjobs.eu. Dort inserieren auch Wirtschaftsunternehmen, die sozial-ökologische Verantwortung übernehmen.
  • Dass die Gehälter im Non-Profit-Bereich generell viel niedriger sind als in der Wirtschaft, stimmt so pauschal nicht. Je nach Branche sind Löhne durchaus vergleichbar. Und finanzielle Abstriche werden häufig durch sinnstiftendes Arbeiten, flexiblere Arbeitszeitmodelle, ein kollegialeres Miteinander usw. kompensiert:
    Wenn alle für ein größeres Ziel arbeiten, etwa das Klima zu retten, haben interne Konkurrenzkämpfe weniger Platz.

Viele „Sinnsuchende“ richten ihren Blick auf gemeinnützige Institutionen wie Stiftungen, Wohlfahrtsverbände oder Nichtregierungsorganisationen (NGOs), also den Non-Profit-Sektor. Doch auch Wirtschaftsunternehmen werden immer attraktiver – sie können gar nicht anders. Zu groß ist der Druck, den vor allem die Jüngeren – Mitglieder der sogenannten „Generation Y“ und „Generation Z“ – ausüben. Zum einen ist da eine nie da gewesene Erwartungshaltung, fair und rücksichtsvoll behandelt zu werden – Stichwort Work-Life-Balance. Außerdem möchten viele Jobsuchende wissen, wie sozial es an Produktionsstätten in anderen Ländern zugeht und ob ökologisch korrekt agiert wird, bis ins letzte Glied der Lieferkette. „Nachhaltigkeit wird heute so vehement eingefordert, weil die Bedrohungen präsent sind wie nie. Wir sehen den Eisbären, der Plastiktüten frisst, erleben nie dagewesene Stürme“, erklärt Dr. Andreas Suchanek, Professor für Ethik an der HHL – Leipzig Graduate School of Management die neuen Ansprüche vieler Jobsuchenden.

Ökologische und soziale Verantwortung als Mitarbeiter-Magnet

Pascal Erath (28) ist ein Paradebeispiel. „Ich wollte in einem Unternehmen arbeiten, das aktiv zum Schutz der Umwelt beiträgt“, sagt der Mitarbeiter von VAUDE. Der Outdoor-Ausrüster garantiert die Einhaltung sozialer Standards und die Verwendung nachhaltiger Materialien. Ökologische und soziale Verantwortung sind Attraktivitätsfaktoren im Rennen um Mitarbeitende geworden, erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels. Das stellt Personalabteilungen vor Herausforderungen – auch bei der BKK ProVita. Personalleiter Eugen Winkelmair: „Für Mitarbeiter:innen ist Arbeitszeit Lebenszeit – und die gilt es gut und sinnvoll zu gestalten. Dazu braucht es einen Werte-Unterbau, der auf Achtsamkeit, Fairness, Sinnhaftigkeit, Gesundheit und Nachhaltigkeit setzt. Dies alles muss erarbeitet, überprüft und optimiert werden.“


Schauen Sie sich Ihren Arbeitgeber genau an, er macht etwas mit Ihnen. Die Unternehmenskultur kann mit der Zeit auf das Denken und Verhalten von Mitarbeiter:innen abfärben. Was genau hinter der wohlformulierten Fassade eines Unternehmens steckt, ist für Jobsuchende nicht immer zu erkennen. Recherchieren Sie auf Bewertungsportalen, lesen Sie Berichte. Aber versuchen Sie nicht, das Allerbeste zu finden, sondern sichern Sie sich lieber nach unten hin ab, indem Sie die offensichtlich schwarzen Schafe meiden.

Prof. Dr. Andreas Suchanek
Wirtschafts- und Unternehmensethiker, HHL Leipzig


„Ich bin in der Natur zu Hause, habe als Kind nur draußen gespielt – in den Wäldern und Bergen. VAUDE war schon damals hier im Allgäu das Aushängeschild für Nachhaltigkeit. Die Firma war mein Favorit für das Praktikum im Rahmen meines dualen BWL-Studiums. Ich wollte einen Arbeitgeber, der aktiv dazu beiträgt, dass die Umwelt geschont wird. Die Zusage auf meine Bewerbung empfand ich als großes Geschenk – und erst recht die Übernahme nach meinem Hochschul-Abschluss. Als Naturfan und Vegetarier kann ich mich mit den Produkten und Werten von VAUDE voll identifizieren. In meinen Tätigkeitsbereich gehören das Lieferketten- und Umweltmanagement sowie Social Compliance. Ich bin also richtig nah am Thema Nachhaltigkeit und kann etwas bewegen.“

Pascal Erath
Mitarbeiter Vendor-Management bei VAUDE


„Wir sind eine gesetzliche Krankenkasse, aber mit einer besonderen Ausrichtung – und das wird auch im Bewerbungsprozess zunehmend bedeutungsvoll: Immer öfter bewerben sich bei uns Gleichgesinnte, die wegen unserer Werte und unserer Ausrichtung zu uns kommen wollen. Dass sie bei einer außergewöhnlichen Kasse arbeiten, merken unsere Mitarbeiter:innen, wenn die von uns in der Gemeinwohlbilanz angestrebten und beschriebenen Werte auch gelebt werden: in kleinen Gesten und bei den großen Entscheidungen, also vom Recycling-Kugelschreiber über die Meditation bis zur Entscheidung des Vorstandes, erst ab dem sechsten Tag einer Erkrankung ein Attest vorlegen zu müssen.“

Eugen Winkelmair
Hauptabteilungsleiter Personalwesen | Trainer


Gesünder arbeiten – mit Purpose

Dr. Michaela Ott – Psychologin

Empfehlungen der Psychologin Dr. Michaela Ott

Die Arbeit hat im Leben für die meisten Menschen einen wichtigen Stellenwert. Sie gibt Struktur, Anerkennung und Raum für Selbstverwirklichung. Dort finden soziale Kontakte statt, und der Einzelne kann einen nützlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Neben dem finanziellen Einkommen sind das wichtige psychische Bedürfnisse, die sich auf die Gesundheit auswirken.

Auch wenn Erwerbsarbeit grundsätzlich eine wichtige Quelle der Gesundheit ist, so unterscheiden sich Arbeitsplätze darin, wie viele „Vitamine“ sie enthalten. Wird eine Arbeit als sinnstiftend empfunden, wirkt sie sich positiv auf die Gesundheit aus. Wer keinen Sinn in der eigenen Arbeit sieht, wird häufiger krank, so auch das Ergebnis des „Fehlzeitenreport“ von 2018. *

Ein Job mit Purpose hilft, das zu verhindern: Menschen möchten spüren, dass ihr gegenwärtiger Einsatz in der Arbeit mit zukünftigen Ereignissen in Verbindung steht. Dadurch, dass es eine Zukunft gibt, wird die Gegenwart bedeutungsvoll. Sinn erleben bei der Arbeit stärkt die intrinsische Motivation, die wiederum Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Unternehmensbindung und die Gesundheit von Mitarbeiter:innen hat.

* Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., & Meyer, M. (Eds.). (2018). 
Fehlzeiten-Report 2018: Sinn erleben-Arbeit und Gesundheit. Springer-Verlag.


Trendjob Nachhaltigkeitsmanager:in

Das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) ist aus der Weltwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Für ein regelmäßiges Ranking lässt das kanadische Finanzinformationsunternehmen „Corporate Knights“ weltweit Unternehmen und Konzerne nach CSR-Kriterien prüfen, darunter Mitarbeiterführung, Ressourcen-Management und Lieferantenleistung. Fünf deutsche Unternehmen sind unter den Top-100, allen voran die Siemens AG auf Platz 28. Die Bundesregierung fördert die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen bereits seit einigen Jahren. Ziel ist es, CSR fest in allen Firmenbereichen zu verankern, damit sich nachhaltiges Handeln zur Gewohnheit entwickeln kann. Ein weiterer wichtiger Baustein dazu wurde erst in diesem Frühjahr beschlossen: Ein Gesetz, das ab 2023 Unternehmen dazu verpflichtet, nachhaltige Standards in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten. Auch die Verpflichtung für Unternehmen, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen, wurde verschärft.

Viele Quereinsteiger und eine „Schule der Gleichgesinnten“

Weil es für die Umsetzung und Kontrolle all dieser Maßnahmen spezielle Mitarbeiter:innen braucht, ist „Nachhaltigkeitsmanager:in“ wohl eines der am stärksten wachsenden Jobprofile der letzten Jahre. Häufig seien es Quereinsteiger, weiß Alexander Kraemer. Selbst Nachhaltigkeitsmanager bei Haus des Stiftens GmbH, hat er im Team ehrenamtlich die „Peer School for Sustainable Development“ als Schule der Gleichgesinnten gegründet: das Netzwerk, das Fachverantwortlichen für Nachhaltigkeit aus Unternehmen, Stiftungen und Wissenschaft ein Forum zum Austausch und zum Lernen bietet. Der Bedarf an „kollegialer Aus- und Weiterbildung“ sei groß, sagt Alexander Kraemer. „Wie kaufe ich nachhaltig ein? Wie zahle ich faire Löhne im Ausland? Wie erkläre ich meinen Vorgesetzten, dass Nachhaltigkeit zehn Prozent höhere Kosten verursacht?“ Im Netzwerk bringen Fachkräfte Ihr Wissen ein und finden die Antworten, die sie brauchen, um den Wandel in ihren Organisationen vorantreiben zu können.


Früher haben sich die Nachhaltigkeits-Beauftragten der Unternehmen auf Branchenveranstaltungen ausgetauscht. Mit der Peer School haben wir diese Kaffeerunden formalisiert und eine Art Berufsverband geschaffen.

Alexander Kraemer
Mitgründer des Netzwerks „Peer School for Sustainable Development“


„Bei Daimler erlebte ich einen Kontrollverlust meines eigenen Wirkens, wenn ich manchmal monatelang Überzeugungsarbeit leisten musste. Bei Aware herrscht eine andere Geschwindigkeit als im Großkonzern, bis eine gute Idee umgesetzt wird. Meine Prognose: Wir werden alle DAX-Konzerne auf unsere Plattform bekommen. Die nachhaltige Transformation hat das Potenzial zum neuen Wirtschaftswunder!“

Sascha Pallenberg
Ex- Digitalexperte bei Daimler,
Kommunikations-Chef der Nachhaltigkeits-Plattform „Aware“


„Der Wandel ist keine Raketenwissenschaft“

Alexander Kraemer und seine Mitstreiter treibt nichts weniger als „die Transformation der Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung“. Die gleiche Vision veranlasste jetzt auch Sascha Pallenberg, vom Autobauer Daimler zum brandneuen Netzwerk Aware zu wechseln. Ein Sprung vom Megakonzern ins Start-up. „Wir sind jetzt ein Dutzend Mitarbeitende. Mit so vielen ging ich früher in die Kantine“, schmunzelt Pallenberg. Etwa ebenso viele (zahlende) Mitglieder hat Aware bisher: Unternehmen quer durch die Branchen, die sich auf Netzwerk-Events – 20 pro Jahr – darüber austauschen, wie der nachhaltige Wandel funktionieren kann. „Es ist keine Raketenwissenschaft“, sagt Pallenberg und erzählt von einem eigenen Schlüsselmoment: „Bei einer internen Daimler-Recherche stieß ich auf eines unserer Werke in Brasilien, das seine Betriebskantine mit einem eigenen Gewächshaus versorgte.“ Solche Aha-Effekte sollen laut Pallenberg Unternehmen und Konzerne davon überzeugen, dass Nachhaltigkeit simpel und profitabel sein kann. „Dann gibt es keine Ausreden mehr.“


Annemette ter Horst, Inhaberin der Karriereberatung econnects GmbH

Im Interview: Annemette ter Horst

Wie komme ich an einen „Job mit Purpose“?

  • Wie überzeuge ich auch ohne Erfahrung in einer „Sozialbranche“ mit meinem Lebenslauf?
    Annemette ter Horst: Egal, ob Sie in ein traditionelles Wirtschaftsunternehmen möchten oder zu einem Arbeitgeber mit nachhaltig-sozialer Ausrichtung: Den Job bekommt, wer am besten zeigt, dass er oder sie die Anforderungen bewältigen wird. Wer die Branche wechselt, sollte sich fragen: Welche meiner Stärken und Fähigkeiten, die ich in meinen letzten Jobs erfolgreich eingesetzt habe, werde ich auch auf meiner Wunsch-Position brauchen? Einer meiner Klienten hatte als Disponent in einem Mineralölkonzern gearbeitet. Die letzten Jahre seines Arbeitslebens wollte er sich in einer gemeinnützigen Organisation einbringen und bewarb sich bei der „Tafel“. Der scheinbar unmögliche Kurswechsel funktionierte. Denn dem Bewerber gelang es, seine Stärken – organisieren, Sinn für Logistik, strukturiertes Denken – darzustellen und zu signalisieren: Damit kann ich auch Ihnen nützen. Setzen Sie also nicht den Fokus darauf, wo Sie gearbeitet, sondern wie, mit welchen herausragenden Eigenschaften Sie das Unternehmen vorangebracht haben.
  • Was ist bei einer Initiativbewerbung zu beachten?
    Bitte vor allem hier keine „Wurfsendung“ verschicken! Eine erfolgreiche Initiativbewerbung macht den Adressaten auf ein Defizit aufmerksam, das bis dahin unbekannt oder zumindest nicht als dringend eingestuft wurde. Gute Branchenkenntnis sowie Insider-Informationen über die Organisation sind für Bewerber besonders wichtig. Was ist Ihr Spezialgebiet und wer könnte davon profitieren? Je besser Sie „den Nerv“ treffen, desto größer sind Ihre Chancen. Gerade in Nonprofit-Institutionen können Bewerber (zusätzlich) mit ehrenamtlichen Tätigkeiten punkten. Achten Sie aber auch hier darauf, einen Bezug zwischen den ehemaligen und den kommenden Aufgaben herzustellen.
  • Wie stelle ich als Bewerber fest, ob die Unternehmenskultur wirklich passt?
    Um Enttäuschungen zu vermeiden, können Sie sich im Vorfeld einen Eindruck vom Betriebsklima verschaffen, indem Sie zur Zeit des Arbeitsbeginns oder zum Feierabend Ihren Arbeitgeber in spe besuchen und den Eingang beobachten: Wie wirken die Mitarbeitenden auf Sie? Freudig und motiviert? Oder eher gestresst und angespannt? Gehen sie in Gruppen oder einzeln? Sprechen sie miteinander? In welchem Stil sind sie gekleidet? Versuchen Sie außerdem, mit jemandem am Empfang ins Gespräch zu kommen. Das kann sehr aufschlussreich sein. Und wenn Sie eingeladen werden: Beobachten Sie vor, während und nach dem Vorstellungsgespräch den Umgang der Mitarbeiter:innen untereinander, insbesondere wie Vorgesetzte mit ihrer Assistenz umgehen. Auch das verrät viel übers Betriebsklima!

Extra-Tipp:

Jobs „mit Purpose“ bei der BKK ProVita – Deutschlands erster bilanziell klimaneutraler, veganfreundlicher und am Gemeinwohl ausgerichteter Krankenkasse – findet man ganz aktuell hier.

BKK ProVita

Hier schreibt die Redaktion der BKK ProVita.